Das Korn ist die Frucht unserer Sonne
Wenn wir Spaghetti, Brot, Kuchen, Omelettes und andere Produkte aus Mehl essen, denken wir selten daran, dass die Grundlage dieser Lebensmittel nicht von Konzernen, sondern von Getreidekörnern stammt. Noch weniger ist uns wahrscheinlich bewusst, warum industrielle Verarbeitungsmethoden so stark die ernährungsphysiologische Qualität des Mehls beeinflussen. Wenn wir uns den Aufbau eines Getreidekorns ansehen, erkennen wir, dass die Stärke, die als Mehl – in verarbeiteter oder unverarbeiteter Form – im Supermarkt zu finden ist, nur den kalorienreichen Teil des Korns darstellt.
Die Weizenfrucht, die größtenteils aus den Samen besteht, entwickelt sich im Verlauf der Sommermonate aus dem Weizengras. Sie geht aus dem Fruchtknoten (der Frucht), den Samenanlagen (den Samen) und der Zygote (dem Embryo) hervor. Dieser Prozess der Frucht- und Samenzellenbildung ist ein langwieriger Vorgang, der mehrere Monate dauert und zahlreiche Zellteilungen und -differenzierungen umfasst. Am Ende dieses Reifeprozesses entsteht das bekannte Bild der goldgelben, wogenden Weizenähren.
Anatomisch lässt sich das Weizenkorn klar in verschiedene Teile untergliedern: die Fruchtschale (die wachsartige Cuticula, Epidermiszellen und das längszellige Epikarp), das querzellige Mesokarp und das schlauchzellenförmige Endokarp. Außerdem gibt es die Samenschale (mit farbstoffhaltiger Testa und einer durchsichtigen Samenhaut), den Mehlkörper, der als Weizenmehl verkauft wird (bestehend aus der äußeren Aleuronschicht, die reich an Fetten, Eiweißen und Vitaminen ist, und dem inneren Mehlkern, dem Endosperm, das vor allem Stärke enthält) sowie den Keim (das Embryo mit den hochwertigsten Nährstoffen).
Der Mehlkern, der mengenmäßig dominant ist, landet schließlich auf unserem Tisch, während alle anderen Bestandteile bei der Mehlraffination entfernt werden. Es ist wichtig zu betonen, dass nicht nur die Frucht- und Samenschale, sondern auch die wertvolle Aleuronschicht, die reich an Fetten, Proteinen und Vitaminen ist, bei der industriellen Verarbeitung verloren geht.
Der Aufbau eines Getreidekorns 🌾
Ein Getreidekorn besteht aus vier Schichten, die jeweils unterschiedliche Funktionen und Nährstoffe enthalten. Es setzt sich aus drei Hauptbestandteilen zusammen:
- Schale (Samenschale & Fruchtwand) – die äußere Schutzschicht
- Die Schale bildet die äußere Hülle des Getreidekorns und schützt den inneren Kern vor äußeren Einflüssen wie Schädlingen, Feuchtigkeit und Krankheiten.
- Sie besteht aus Zellulose und enthält viele Ballaststoffe, Mineralstoffe sowie sekundäre Pflanzenstoffe.
- In der Schale befinden sich auch wichtige Vitamine der B-Gruppe, die für den Stoffwechsel essenziell sind.
- Aleuronschicht – die nährstoffreiche Zwischenschicht
- Diese dünne Zellschicht liegt direkt unter der Schale und enthält wertvolle Proteine, Enzyme, Mineralstoffe (z. B. Magnesium, Eisen, Zink) und Vitamine.
- Sie spielt eine wichtige Rolle bei der Keimung des Korns und versorgt den Keimling mit Nährstoffen.
- In herkömmlich verarbeitetem Weißmehl wird die Aleuronschicht entfernt, wodurch viele Nährstoffe verloren gehen.
- Mehlkörper (Endosperm) – die Energiequelle
- Der größte Teil des Getreidekorns besteht aus dem Mehlkörper, der hauptsächlich Stärke (Kohlenhydrate) und Proteine enthält.
- Er dient als Nährstoffspeicher für den Keimling und liefert die meiste Energie beim Verzehr.
- In der modernen Lebensmittelproduktion wird der Mehlkörper zur Herstellung von Weißmehl genutzt, während Schale und Keim oft entfernt werden.
- Keimling – das Herz des Korns
- Der Keimling ist der lebendige Teil des Getreidekorns und enthält alle essenziellen Stoffe, die für das Wachstum einer neuen Pflanze notwendig sind.
- Er ist reich an ungesättigten Fettsäuren, Vitaminen (v. a. Vitamin E), Antioxidantien und Enzymen.
- Da der Keimling empfindliche Öle enthält, wird er bei der Verarbeitung von Weißmehl oft entfernt, um die Haltbarkeit des Mehls zu verlängern.
🌾 Schale & Aleuronschicht: Ballaststoffe, Vitamine & Mineralstoffe
🌾 Mehlkörper: Hauptsächlich Stärke & Proteine
🌾 Keimling: Gesunde Fette, Vitamine & Antioxidantien
💡 Vollkornprodukte enthalten alle Bestandteile des Korns und sind daher wesentlich nährstoffreicher als Weißmehlprodukte! 💪🌱
Seit rund 6000 Jahren ist der Anbau von Getreide bekannt. Schon in den frühen Epochen der Menschheit wurde Getreide nicht nur als Nahrungsmittel geschätzt, sondern auch als Heilmittel verehrt. Zu den ältesten Getreidearten zählen Gerste, Weizen und Hirse. In Ägypten war Weizen bereits im 6. Jahrtausend v. Chr. bekannt.
Wie Körper, Seele und Geist eine untrennbare Einheit bilden, so kann auch unsere Nahrung nur dann optimale Gesundheit und Leben schenken, wenn sie in ihrer vollständigen Form verzehrt wird. Die moderne Ernährungswissenschaft hat mittlerweile ausreichend Belege dafür geliefert, dass die Nährstoffe im Getreide nur vollständig genutzt werden können, wenn das Korn als Ganzes in seiner lebendigen, vollwertigen Form konsumiert wird.
Inhaltsstoffe eines Weizens:
Im Weizen sind die Nährstoffe besonders ausgewogen vertreten, weshalb er als harmonische Mitte unter den Getreidearten gilt. Der Mehlanteil des Korns bildet den Hauptbestandteil und besteht zu 75% aus Stärke und zu 10% aus Eiweiß. Die Vitalstoffe, die für die Verarbeitung und den Stoffwechsel des Mehls erforderlich sind, befinden sich hauptsächlich in den äußeren Schichten und im Keim des Korns.
Der Keim enthält alles, was für das Wachstum, den Stoffwechsel, die Atmung und die Assimilation notwendig ist. Er ist reich an leicht verdaulichen, wertvollen Eiweißen, ungesättigten Fettsäuren (Lecithin), wasserlöslichen Vitaminen (wie Vitamin B1, B2, B6, Niacinamid, Pantothensäure, Biotin, Inosit), fettlöslichen Vitaminen (Vitamin E und K, Provitamin A und D) sowie Mineralstoffen (darunter Calcium, Kalium, Magnesium, Eisen, Phosphor, Schwefel, Mangan, Chlor) und Spurenelementen (wie Kupfer, Aluminium, Nickel, Kobalt, Zink und Gold). Darüber hinaus liefert der Keim essentielle Vitamine für die Blutbildung und gegen Anämie. Besonders hervorzuheben ist, dass der Getreidekeim der größte Lieferant von Vitamin B1 und zugleich die reichste Quelle für Vitamin E unter den Lebensmitteln ist.
Wenn Weizen gekeimt wird, erhöht sich der Gehalt an bestimmten Vitaminen, insbesondere Vitamin C, das vor der Keimung nur in sehr geringen Mengen vorhanden ist. Ernährungswissenschaftler wie Kollath, Evers, Kuhl und Bircher-Benner empfehlen daher gekeimten Weizen bei einer Vielzahl von gesundheitlichen Problemen, darunter Nervenerkrankungen, Erschöpfung, Blutarmut, niedrigem Blutdruck, Herz-Kreislauf-Erkrankungen, Reisekrankheit, Altersbeschwerden und Hautausschlägen.
Dr. Vogel empfiehlt gekeimten Weizen als besonders wirksam bei Frauen, die eine Neigung zu Frühgeburten haben, sowie bei Übergewicht aufgrund von Störungen in den Eierstöcken. Der regelmäßige Verzehr von gekeimtem Weizen kann hier das Gewicht regulieren. Dr. Evers hat gekeimten Weizen auch erfolgreich bei der Behandlung von Multipler Sklerose eingesetzt.
Ein weiterer wertvoller Inhaltsstoff des Weizenkeims ist Allantoin, ein Stoff, der für die Bildung von Zellschutzgewebe und das Zellwachstum von Bedeutung ist.
Die Bedeutung der Randschichten des Getreides, insbesondere der Ballaststoffe (Kleie), wurde lange Zeit unterschätzt. Weizenkleie hat das größte Quellvermögen aller Ballaststoffe und fördert dadurch die Darmtätigkeit. Sie verkürzt die Durchgangszeit der Nahrung und erhöht die Ausscheidungsmenge, was wichtig ist, um das Wachstum unerwünschter Bakterien und Darmgifte zu minimieren, die sich negativ auf die Darmschleimhäute auswirken können. Eine gestörte Darmflora, wenig Stuhlgang und lange Durchgangszeiten begünstigen die Entstehung von Darmkrebs. Es ist jedoch wichtig, Weizenkleie nur im Ganzen Korn zu konsumieren, da pure Kleie den Darm stark reizen kann.
Auch Blinddarmentzündungen hängen oft mit einem Mangel an Ballaststoffen in der Ernährung zusammen. Ohne ausreichende Ballaststoffe kommt es häufiger zu Verstopfungen, was zu einem blockierten Blinddarm führen kann. Der dadurch entstehende hohe Druck kann die Darmschleimhäute schädigen, wodurch Bakterien eindringen und eine Entzündung auslösen können. Das Gleiche gilt für Darmpolypen und Divertikulose (Ausstülpungen des Dickdarms), die durch Entzündungen hervorgerufen werden.
Die Ballaststoffe fördern eine bessere Durchblutung der Verdauungsorgane und stärken so die Darmmuskulatur. Eine ballaststoffreiche Ernährung hält die Verdauungsorgane gesund und kräftig, während eine ballaststoffarme Ernährung, wie sie bei Weißmehlprodukten vorkommt, zu schwachen und verkümmerten Verdauungsorganen führen kann.
Im Mund verlängern die Ballaststoffe den Kauvorgang und regen die Produktion von basischem Speichel an, was sowohl für die Zahngesundheit als auch für die Vorverdauung von Nahrungsmitteln wichtig ist.
Forschungsergebnisse zeigen zudem, dass die Ballaststoffe, die im natürlichen Zustand (also im ganzen unversehrten Lebensmittel) konsumiert werden, eine bessere Wirkung haben als isolierte Ballaststoffe, die Lebensmitteln zugesetzt werden. Dies gilt nicht nur für Ballaststoffe, sondern auch für andere Nähr- und Vitalstoffe. Natürliche Lebensmittel in ihrer Ganzheit enthalten nicht nur Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate, sondern auch alle Vitalstoffe, die für die Verstoffwechselung dieser Grundnährstoffe notwendig sind. Jeder Vitalstoff hat eine spezifische Wirkung auf die Stoffwechselprozesse, und sie können sich nicht gegenseitig ersetzen. Fehlen diese Vitalstoffe, kann es zu Störungen und Fehlfunktionen im Körper kommen.
Dr. Bircher-Benner stellte fest, dass unter tausenden von kranken Menschen, mit denen er in Kontakt kam, keiner wusste, warum er krank geworden war oder weshalb seine Krankheit nicht verschwinden wollte, obwohl er bereits viele Behandlungen hinter sich hatte. Dies verdeutlicht den erschreckenden Mangel an Wissen über Leben und Gesundheit in unserer heutigen Zeit.
Trotz der enormen Fortschritte in Wissenschaft und Technik werden die grundlegenden Naturgesetze – die natürlichen Zusammenhänge, die das Leben auf dieser Erde überhaupt erst möglich machen – nur von wenigen Experten verstanden und beachtet. So gibt es trotz bedeutender Fortschritte, insbesondere in der Medizin, immer mehr Kranke, immer mehr Krankheiten, immer mehr Krankenhäuser und immer mehr Medikamente.
Es wurde oft übersehen, dass das Leben auf der Erde – vom Boden über Pflanzen und Tiere bis hin zum Menschen – nach bestimmten Gesetzmäßigkeiten und Ordnungsprinzipien verläuft. Diese natürliche Ordnung sieht für unsere Körperfunktionen und Stoffwechselprozesse eine Nahrung vor, die nicht nur die grundlegenden Nährstoffe wie Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate liefert, sondern auch die zugehörigen Vitalstoffe. Dazu gehören wasser- und fettlösliche Vitamine, Mineralstoffe, Spurenelemente, Enzyme, ungesättigte Fettsäuren sowie Aroma- und Wuchsstoffe.
Diese Vitalstoffe sind die aktiven, wirksamen Bestandteile des lebenden Organismus. Ohne sie ist Leben nicht möglich, da sie alle Stoffwechselvorgänge einleiten, antreiben und steuern. Wichtig ist, dass diese Prozesse nur durch die Zusammenarbeit aller Vitalstoffe funktionieren. Vitamine zum Beispiel können ihre volle Wirkung nur entfalten, wenn sie in Anwesenheit vieler verschiedener Enzyme wirken.
Die Vitalstoffe befinden sich überwiegend im Keim und in den Randschichten von Getreide, Gemüse und Früchten – also in den Teilen unserer Lebensmittel, die oft als Ballaststoffe betrachtet und entfernt werden. Dies geht auf die alte Ernährungslehre zurück, die fälschlicherweise davon ausging, dass allein Eiweiß, Fett und Kohlenhydrate ausreichen, um unsere Gesundheit zu erhalten und zu fördern. Doch diese Sichtweise ignoriert die entscheidende Bedeutung der Vitalstoffe, die in den äußeren Schichten und Keimen enthalten sind und für den Körper unerlässlich sind.
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Seiten: 307