Aderlass
eine alte Heilmethode im neuen Licht
Der Aderlass gehört zu den ältesten medizinischen Verfahren der Menschheitsgeschichte. Schon in frühen Hochkulturen wurde er als wichtiges Heilmittel eingesetzt – von den alten Ägyptern über die griechischen Ärzte bis hin zur traditionellen chinesischen Medizin. Ziel war es, den Körper von „schädlichen Säften“ oder überflüssigem Blut zu befreien und so das innere Gleichgewicht wiederherzustellen.
Natürlich hatte die Methode im Lauf der Jahrhunderte nicht nur Befürworter. Besonders im späten Mittelalter geriet der Aderlass durch Übertreibung und Missbrauch in Verruf – teils bis hin zu einem regelrechten medizinischen „Vampirismus“, bei dem geschwächte Patienten unnötig viel Blut verloren.
Die Renaissance dieser Heilmethode verdanken wir dem Wiener Arzt Bernhard Aschner (1883–1960). Er studierte die Werke großer Mediziner wie Hippokrates, Galen und Paracelsus und setzte den Aderlass gezielt und maßvoll ein. Seine dokumentierten Erfolge sorgten dafür, dass sich auch viele andere Therapeuten wieder dieser Therapieform zuwandten.
Wie wirkt der Aderlass?
Beim Aderlass wird eine geringe Menge Blut entnommen. Dadurch entsteht im Kreislaufsystem zunächst ein „blutleerer Raum“, den der Körper sofort wieder auffüllt. Das Blut strömt schneller, Ablagerungen, Stoffwechselreste und sogenannte „Ermüdungsgifte“ werden mitgerissen und verstärkt über Leber, Nieren, Haut und Darm ausgeschieden.
Gleichzeitig zieht sich ein Teil der kleineren Blutgefäße zusammen, was gespeichertes Blut mobilisiert und das Herz entlastet. Das Knochenmark erhält den Impuls, frisches Blut zu bilden – ein natürlicher Reiz, der die Blutqualität verbessert und das Immunsystem stärkt.
Mögliche Anwendungsgebiete
In der Naturheilkunde wird der Aderlass heute unter anderem bei folgenden Beschwerden eingesetzt:
- Bluthochdruck und Durchblutungsstörungen
- Stoffwechselproblemen und erhöhten Harnsäurewerten
- Entzündlichen Prozessen im Körper
- Migräne und chronischen Kopfschmerzen
- Zur allgemeinen Entgiftung und Immunstärkung
Wichtig
Ein Aderlass ist kein Wellness-Experiment. Er sollte ausschließlich von erfahrenen Ärzten oder Heilpraktikern durchgeführt werden, die den Gesundheitszustand vorher genau prüfen. Bei Herzschwäche, Blutarmut oder bestimmten Erkrankungen ist diese Methode ungeeignet.
Richtig angewendet, kann der Aderlass jedoch eine sanfte, regulierende Therapie sein, die alte Heiltradition mit moderner Medizin verbindet – und dem Körper hilft, sich selbst wieder ins Gleichgewicht zu bringen.
Wann hilft der Aderlass?
Der Aderlass kann vor allem bei hohem Blutdruck, der durch Nierenerkrankungen oder Arterienverkalkung (Arteriosklerose) bedingt ist, positive Wirkungen zeigen. Auch bei Gefäßverkrampfungen und den daraus entstehenden Symptomen – wie Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen, Schweißausbrüchen oder Nasenbluten – kann diese Methode Linderung verschaffen.
Darüber hinaus wird der Aderlass in der Naturheilkunde gelegentlich eingesetzt bei:
- Asthma bronchiale
- Neigung zu Entzündungen innerer Organe
- Lokalen Blut- und Lymphstauungen
- Vegetativ-hormonellen Dysbalancen, die auch seelische Beschwerden begünstigen können
Die entlastende, verteilende und ableitende Wirkung dieser Methode kann in manchen Fällen den Heilungsprozess unterstützen – besonders, wenn Stauungen oder Überlastungen im Kreislaufsystem eine Rolle spielen.
Der Ablauf – So wird ein Aderlass durchgeführt
Der Aderlass kann prinzipiell an jeder Stelle erfolgen, an der oberflächliche Venen sichtbar oder tastbar sind. Am häufigsten wird jedoch die Ellbogenbeuge gewählt.
- Lagerung: Der Patient liegt bequem und entspannt auf dem Rücken. Oberkörper und Kopf sollten leicht erhöht sein, der Arm hängt locker über die Kante der Liege.
- Stauung: Wie bei einer normalen Blutentnahme wird der Oberarm abgebunden, um die Vene hervortreten zu lassen.
- Punktion: Mit einer etwas stärkeren Kanüle (da Blut zähflüssiger als Wasser ist) wird die Vene punktiert, und das Blut fließt in ein Auffanggefäß.
- Menge: Meist werden etwa 250 Milliliter (¼ Liter) entnommen. Die genaue Menge richtet sich nach der Konstitution und der Reaktion des Patienten.
- Beobachtung: Wird der Patient blass oder verändert sich der Puls, wird der Vorgang sofort beendet.
- Abschluss: Nach Lösen der Staubinde fließt auch das restliche gestaute Blut ab. Die Einstichstelle wird mit einem Tupfer bei erhobenem Arm abgedrückt und anschließend mit einem Pflaster versorgt. Danach sollte der Patient noch einige Minuten liegen, bis sich der Kreislauf stabilisiert hat.
Standpunkt der Schulmedizin
Die Schulmedizin hat den klassischen Aderlass in der modernen Therapie kaum wieder aufgegriffen – nicht zuletzt wegen seines Missbrauchs in der Vergangenheit und weil es heute eine große Auswahl wirksamer Medikamente, insbesondere gegen Bluthochdruck, gibt.
Eine anerkannte Variante ist jedoch das Blutspenden, das in gewisser Weise einem Aderlass entspricht. Hierbei wird jedoch darauf hingewiesen, dass zu häufiges Spenden die Gesundheit beeinträchtigen kann.
💡 Hinweis:
Der Aderlass sollte niemals in Eigenregie durchgeführt werden. Er gehört in die Hände erfahrener Ärzte oder Heilpraktiker, die die Notwendigkeit, den Ablauf und die Nachsorge fachgerecht betreuen können.
🩸 Aderlass auf einen Blick
Einsatzgebiete:
- Hoher Blutdruck (bei Nierenerkrankung oder Arteriosklerose)
- Gefäßverkrampfungen mit Kopfschmerzen, Schwindel, Ohrensausen
- Asthma bronchiale
- Entzündungsneigung innerer Organe
- Lokale Blut- oder Lymphstauungen
- Vegetativ-hormonelle Dysbalancen
Positive Wirkungen:
- Entlastung des Kreislaufs
- Anregung der Blutneubildung
- Verbesserung der Blutqualität
- Unterstützung der Entgiftung
- Positive Beeinflussung hormoneller und seelischer Abläufe
Wichtige Vorsicht:
- Nur durch erfahrene Fachkräfte durchführen lassen
- Nicht geeignet bei Blutarmut, Herzschwäche oder akuten Infekten
- Nach der Behandlung Ruhephase einplanen
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