Blutegelbehandlung –
natürliche Heilkraft mit Geschichte
Was Hirudo medicinalis für unsere Gesundheit tun kann
Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten Heilverfahren der Menschheit – und erlebt heute eine kleine Renaissance. Was früher in mittelalterlichen Apotheken zur Standardausrüstung gehörte, findet inzwischen wieder Anwendung in Naturheilpraxen, bei Schmerztherapeuten und sogar in der plastischen Chirurgie.
Der medizinische Blutegel (Hirudo medicinalis officinalis) ist ein etwa fünf Zentimeter langes, wurmartiges Tier aus der Familie der Ringelwürmer. Doch so unscheinbar er aussieht – seine Wirkung ist erstaunlich vielseitig. Sobald sich der Egel an der Haut festsaugt, nimmt er nicht nur Blut auf, sondern gibt über seinen Speichel eine hochwirksame Substanz in die Wunde ab: Hirudin.
Was bewirkt das Hirudin?
Hirudin ist ein natürlicher Gerinnungshemmer. Es sorgt dafür, dass die Wunde nach dem Biss länger offenbleibt und nachblutet – was in der Medizin gezielt genutzt wird. Denn dieses Nachbluten fördert den Abfluss von gestautem, zähflüssigem Blut, das häufig in entzündeten oder schlecht durchbluteten Bereichen sitzt. Gerade bei Venenstauungen, Krampfadern, Gelenkbeschwerden oder Rheuma kann das Linderung bringen.
Die Behandlung wirkt dabei nicht nur lokal. Sie regt auch den Lymphfluss an – ein oft unterschätzter Faktor für unsere Gesundheit. Ein gut funktionierendes Lymphsystem unterstützt die Entgiftung, hilft bei der Rückführung von Gewebsflüssigkeit und wirkt abschwellend. Bei Lymphödemen oder nach Operationen kann die Blutegeltherapie deshalb eine spürbare Erleichterung bringen.
Wann wird die Blutegelbehandlung eingesetzt?
In der Naturheilkunde und komplementären Medizin wird die Blutegeltherapie u.a. eingesetzt bei:
- Arthrose und Gelenkschmerzen
- Tennisellenbogen / Golferellenbogen
- Krampfadern und chronischen Venenleiden
- Rückenschmerzen
- Rheumatischen Erkrankungen
- Bluthochdruck (unter bestimmten Voraussetzungen)
- Hämatomen und Blutergüssen
- Tinnitus (je nach Ursache)
Natürlich ist nicht gleich harmlos
So faszinierend die Blutegeltherapie auch ist – sie gehört in erfahrene Hände. Vor der Behandlung sind eine genaue Anamnese und ggf. Rücksprache mit dem behandelnden Arzt wichtig, insbesondere bei Gerinnungsstörungen, Anämie, bestimmten Medikamenten (z. B. Blutverdünner) oder Immunschwäche.
Die Blutegelbehandlung ist ein eindrucksvolles Beispiel dafür, wie uraltes Wissen und moderne Medizin Hand in Hand gehen können. Mit ihrer blutreinigenden, entzündungshemmenden und durchblutungsfördernden Wirkung sind Blutegel kleine, biologische Helfer – und das ganz ohne chemische Wirkstoffe.
So läuft eine Blutegelbehandlung ab – beim Arzt oder Heilpraktiker
Wer sich für eine Blutegeltherapie entscheidet, sollte sie unbedingt von einer fachkundigen Person – also einem erfahrenen Heilpraktiker oder Arzt – durchführen lassen. Denn obwohl die Methode sanft und natürlich ist, erfordert sie sorgfältige Vorbereitung und einen achtsamen Ablauf.
Die Vorbereitung: Ruhe, Wärme und saubere Haut
Vor Beginn der Behandlung wird die zu behandelnde Person bequem und entspannt gelagert – meist im Liegen oder Sitzen. Der Körper sollte warmgehalten werden, um die Durchblutung zu fördern. Eine warme Kompresse auf die Behandlungsstelle bereitet die Haut zusätzlich vor.
Ganz wichtig: Die Haut muss frei von Rückständen sein. Parfüm, Deodorant, Cremes oder Salben können die Blutegel irritieren – sie beißen dann oft nicht an. Daher gilt: vorher möglichst duschen, aber keine Pflegeprodukte verwenden.
So wird der Blutegel angesetzt
In der Regel werden zwischen zwei und fünf Blutegel eingesetzt – je nach Beschwerdebild und Körperstelle. Das Ansetzen erfolgt mit viel Ruhe und Geduld, denn die kleinen Tiere sind sensibel: Wenn Hektik oder Unruhe herrschen, verweigern sie manchmal den Biss.
Sobald sich ein Egel festsaugt, spürt man zunächst nur einen leichten Piks, vergleichbar mit einem Mückenstich oder Nadelstich. Danach beginnt das Saugen – ein schmerzfreier und oft fast meditativer Prozess, der bis zu einer Stunde dauern kann. Ist der Egel satt, lässt er von selbst los.
Wichtig: Blutegel dürfen niemals gewaltsam entfernt werden! Das kann zu Verletzungen oder Infektionen führen.
Wo wird behandelt – und wo nicht?
Die Egel werden nicht direkt auf Krampfadern, Venen, offene Wunden oder Geschwüre gesetzt, sondern immer in das gut durchblutete, umliegende gesunde Gewebe. So kann die Wirkung optimal entfaltet werden, ohne Risiken einzugehen.
Nach der Behandlung: Ruhe und Nachbluten
Nach dem Entfernen der Egel bluten die kleinen Bisswunden noch eine Zeitlang nach – das ist beabsichtigt und Teil der Therapie. Die Wunden werden locker mit saugfähigem Verbandmaterial abgedeckt, damit das Blut abfließen kann.
Man sollte sich danach ausruhen, am besten die Beine hochlagern, und nicht selbst aktiv nach Hause fahren – eine Begleitperson ist ratsam. Die Nachblutung kann mehrere Stunden dauern und klingt von selbst ab. Erst dann werden die Wunden steril verbunden.
Blutegel in der Schulmedizin – zwischen Skepsis und Wiederentdeckung
Obwohl die Wirkung der Blutegel in vielen Bereichen nachgewiesen ist – insbesondere bei Arthrose, Thrombosen, Hämatomen und Gefäßerkrankungen – begegnet die Schulmedizin dem kleinen Wundertier oft noch mit Skepsis. Viele Ärzte setzen lieber auf Medikamente mit chemischer Wirkung, obwohl gerade bei chronischen Beschwerden die Blutegeltherapie eine sanfte Alternative oder Ergänzung sein kann.
Übrigens: Blutegel können auf Rezept verordnet werden und sind in Apotheken bestellbar – allerdings ausschließlich zur Anwendung durch Fachpersonal. Auch hier gilt: Selbermachen ist tabu.
Wann hilft die Blutegeltherapie? – Anwendungsgebiete und Wirkmechanismen
Die Blutegeltherapie gehört zu den ältesten Naturheilverfahren – und ihre Wirkstoffe zeigen bis heute beeindruckende Effekte bei vielen entzündlichen und chronischen Erkrankungen, insbesondere im Gefäß-, Gelenk- und Lymphbereich.
Blutegel bei entzündlichen Gefäßerkrankungen
Entzündliche Prozesse in den Gefäßen – sogenannte Vaskulitiden – können langfristig die empfindlichen Gefäßinnenwände (Endothel) schädigen. Solche Entzündungen entstehen durch:
- Ungünstige Strömungsverhältnisse des Blutes, etwa durch Verwirbelungen bei mechanischer Belastung oder dauerhaft erhöhtem Venendruck (z. B. bei Krampfadern).
- Chemische oder biochemische Reize, etwa durch intensives Rauchen, Medikamente oder Mikroorganismen.
- Chronische Reizzustände mit Narbenbildung und Verwachsungen in den Gefäßen.
Diese Faktoren führen zu Veränderungen an der Zelloberfläche der Endothelzellen, also jener Schicht, die unsere Blutgefäße innen auskleidet. Blutbestandteile wie Thrombozyten (Blutplättchen) lagern sich verstärkt an, die Gerinnung wird aktiviert, es kann zur Bildung von Thromben kommen. Zusätzlich lagern sich Granulozyten und Monozyten an die geschädigte Gefäßwand an, setzen aggressive Sauerstoffverbindungen frei und verschlimmern die Entzündung.
Und genau hier setzen die Wirkstoffe des Blutegels an:
- Hirudin hemmt die Blutgerinnung und reduziert die Bildung von Blutgerinnseln.
- Eglin wirkt entzündungshemmend.
- Weitere Enzyme verbessern die Durchblutung, fördern den Lymphabfluss und regen die Selbstheilungskräfte an.
Typische Anwendungsgebiete der Blutegeltherapie
Blutegel werden bei einer Vielzahl von Beschwerden eingesetzt – vor allem bei Erkrankungen des Gefäßsystems, der Gelenke und der Haut:
Gefäßerkrankungen und Lymphstörungen:
- Chronisch-venöse Insuffizienz (schwache Venenfunktion)
- Akute Thrombophlebitis (Venenentzündung)
- Krampfadern (Varikosis)
- Postthrombotisches Syndrom (Folgen nach Thrombose)
- Phlebothrombose (tiefe Venenthrombose)
- Lymphstau, auch nach Operationen
- Analthrombosen, Hämorrhoiden-Syndrom
Entzündungen & Infektionen:
- Gichtanfälle
- Infizierte Insektenstiche, Gesichtsfurunkel, Phlegmonen
- Chronische Mittelohrentzündungen
- Akute Gallenblasenentzündung
- Wundheilungsstörungen, auch bei infizierten oder schlecht durchbluteten Wunden
Augen, Herz und Kreislauf:
- Grüner Star (Glaukom)
- Bluthochdruck (arterielle Hypertonie)
- Angina pectoris (Brustenge durch Durchblutungsstörung des Herzens)
Weitere Anwendungen:
- Osteomyelitis (akute und chronische Entzündung des Knochenmarks)
Wann dürfen Blutegel nicht eingesetzt werden?
So hilfreich Blutegel auch sein können – in bestimmten Fällen ist ihre Anwendung kontraindiziert:
- Gerinnungsstörungen, insbesondere bei Hämophilie („Bluterkrankheit“)
- Schwere Hauterkrankungen an den vorgesehenen Applikationsstellen
- Unkontrollierter Diabetes mellitus – insbesondere bei bereits gestörter Wundheilung
- Bestimmte arterielle Durchblutungsstörungen – vor allem, wenn bereits starke Minderdurchblutung in Beinen oder Armen besteht
Die Blutegeltherapie ist kein Allheilmittel, aber eine bewährte und vielfach unterschätzte naturheilkundliche Methode – gerade bei chronischen Beschwerden, die schulmedizinisch nur symptomatisch behandelt werden. Durch die Kombination aus sanfter Blutentlastung und hochwirksamen Inhaltsstoffen im Speichel des Egels, lässt sich bei vielen Erkrankungen eine spürbare Linderung erreichen.
Tipp: Die Anwendung gehört immer in fachkundige Hände – ob beim Heilpraktiker oder naturheilkundlich geschulten Arzt. Eine gute Anamnese und individuelle Einschätzung sind die Basis für eine sichere, erfolgreiche Behandlung.
🔬 Wissenschaftliche Erkenntnisse zur Blutegeltherapie
Die moderne Forschung hat die Wirkung der Blutegel mittlerweile gut untersucht. Besonders gut belegt ist der Einsatz bei:
- Arthrose: Eine Studie der Universität Duisburg-Essen zeigte, dass Patienten mit Kniearthrose nach einer einzigen Blutegelbehandlung eine signifikante Schmerzreduktion und Beweglichkeitsverbesserung berichteten – teils über mehrere Wochen hinweg.
- Chronisch-venöse Insuffizienz: Blutegel verbessern die Mikrozirkulation, wirken entzündungshemmend und fördern den Abfluss bei venösen Stauungen.
- Thrombophlebitis: Studien zeigen, dass die entzündungshemmende und antikoagulative Wirkung der Egel besonders bei oberflächlichen Venenentzündungen hilfreich sein kann.
Außerdem wurden in Blutegelsekreten über 20 pharmakologisch wirksame Substanzen nachgewiesen – darunter Hirudin, Calin, Destabilase, Eglin und Bdellin, die gerinnungshemmend, entzündungshemmend und lymphstromfördernd wirken.
Trotz aller Vorteile: In der klassischen Schulmedizin ist die Methode noch immer umstritten – obwohl sie seit 2004 wieder als anerkanntes Heilmittel in den Leistungskatalog der Krankenkassen aufgenommen werden kann, wenn ein Arzt die Therapie verordnet.
🧑🦱 Erfahrungsbericht – Kniearthrose und Blutegel
„Ich war erst skeptisch, ehrlich gesagt. Egel am Knie? Das klang eher nach Mittelalter als nach moderner Medizin. Aber nach fünf Jahren Schmerzmitteln, Salben und Spritzen war ich offen für Alternativen.
Die Behandlung selbst war völlig unspektakulär. Es ziepte kurz beim Ansetzen, dann spürte ich kaum noch etwas. Die Egel saugten etwa 30 bis 60 Minuten, dann fielen sie von allein ab. Danach blutete es noch eine ganze Weile – das war mir vorher gesagt worden.
Was mich verblüffte: Am nächsten Morgen war der Schmerz deutlich geringer. Ich konnte die Treppe wieder besser steigen, fühlte mich beweglicher. Zwei Wochen später war der Effekt immer noch spürbar.
Ich habe inzwischen eine zweite Behandlung gemacht – und empfehle es weiter. Natürlich gehört das in fachkundige Hände. Aber es war eine der besten Entscheidungen für meine Lebensqualität!“
– Marlies, 62 Jahre, Patientin mit Kniearthrose
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ISBN-13: 9783754344132