Die Harnblase

Harnblase – Vesica urinaria

Die Aufgabe der Blase

Der in den Nieren produzierte Urin wird über die Harnleiter in die Blase geleitet und dort bis zur Entleerung über die Harnröhre gesammelt.

  1. Dehnung der Blase
  • Wenn die Blase mit Urin gefüllt wird, dehnt sie sich wie ein Ballon. Die Blasenwand besteht aus elastischer Muskulatur, die es ihr ermöglicht, sich auszudehnen, ohne dass sie dabei beschädigt wird. Die Blase kann in einem gesunden Zustand etwa 300 bis 500 ml Urin speichern, je nach individuellem Fassungsvermögen.
  • Der Detrusormuskel, der die Blasenwand bildet, ist dabei in seiner Ruheposition gedehnt und bereit, sich zu kontrahieren, wenn die Blase entleert werden muss.
  1. Nerven und Dehnung
  • Dehnungsrezeptoren in der Blasenwand, die sogenannten Mechanorezeptoren, werden aktiviert, wenn die Blase eine bestimmte Füllmenge erreicht. Diese Rezeptoren senden elektrische Impulse über Nervenbahnen an das Rückenmark und dann weiter an das Gehirn, insbesondere an den Hirnstamm und das zentrale Nervensystem (ZNS). Das ZNS verarbeitet diese Information und meldet dem Körper, dass es Zeit zum Entleeren ist.
  • Die nervale Steuerung erfolgt über das autonome Nervensystem, wobei der sympathische Teil (der für die Entspannung zuständig ist) und der parasympathische Teil (der für die Kontraktion verantwortlich ist) eine zentrale Rolle spielen.
  1. Harndrang und willentliche Kontrolle
  • Der Harndrang entsteht, wenn die Blase eine gewisse Füllung erreicht, typischerweise bei etwa 200 bis 300 ml Urin. In diesem Moment wird der Harndrang bewusst wahrgenommen, und die Person versucht, den Urin abzulassen.
  • Im Gehirn wird der Harndrang durch eine bewusste Entscheidung gesteuert. Der Frontalcortex, der für die willentliche Steuerung verantwortlich ist, übernimmt die Entscheidung, ob und wann die Blase entleert wird. Wenn keine Toilette verfügbar ist oder die Person den Urin noch zurückhalten möchte, wird der Beckenbodenmuskel (der äußere Schließmuskel) bewusst angespannt, um den Urin zurückzuhalten.
  1. Die Muskulatur der Blase und der Schließmuskeln
  • Detrusormuskel (M. detrusor): Wenn die Entscheidung zum Urinieren fällt, wird der Detrusormuskel aktiviert, der sich zusammenzieht und die Blase entleert. Diese Kontraktion sorgt dafür, dass der Urin in die Harnröhre gedrückt wird.
  • Schließmuskeln (M. sphincter): Es gibt zwei Schließmuskeln, die den Urinfluss regulieren:
  • Der innere Schließmuskel (M. sphincter internus) wird unbewusst durch das autonome Nervensystem gesteuert und sorgt für den ersten Verschluss.
  • Der äußere Schließmuskel (M. sphincter externus) ist willkürlich steuerbar und ermöglicht es, den Urin zu halten oder freizusetzen, wenn die Person dies wünscht.
  • Während der Miktion entspannt sich der äußere Schließmuskel, wodurch der Urinfluss freigegeben wird.
  1. Unterstützung durch die Bauch- und Beckenmuskulatur
  • Der Beckenboden (der die Blase stützt) und die Bauchmuskulatur helfen, die Blase zusätzlich zu entleeren. Diese Muskeln kontrahieren sich während der Miktion, um den Druck in der Bauchhöhle zu erhöhen und den Urinfluss zu unterstützen.
  • Dies wird auch als Pressen bezeichnet, und es wird besonders dann hilfreich, wenn die Blase stark gefüllt ist oder wenn die Person Schwierigkeiten hat, den Urin mit der Blasenmuskulatur allein auszutreiben.
  1. Entwicklung der Kontrolle über die Miktion bei Kindern
  • Bei Neugeborenen und Kleinkindern ist die Kontrolle über die Blase noch nicht vollständig entwickelt. Sie verfügen über eine unwillkürliche Miktion, da die Muskeln und Nerven, die für die Steuerung des Wasserlassens verantwortlich sind, noch nicht ausgereift sind.
  • Beckenbodenmuskulatur und die Fähigkeit zur willentlichen Kontrolle der Schließmuskeln entwickeln sich erst im Laufe der ersten Jahre. Kinder lernen in dieser Zeit durch Blasentraining und häufige Ermutigung, den Harndrang bewusst zu kontrollieren und den Urin zu halten, bis eine geeignete Toilette zur Verfügung steht.
  • Diese Entwicklung hängt stark von der Reifung des zentralen Nervensystems ab. In der Regel erlangen die meisten Kinder im Alter von 2 bis 4 Jahren die Fähigkeit, die Miktion zu kontrollieren, auch wenn es bis zu 5 Jahren dauern kann, bis sie vollständig nachts trocken sind.
  1. Funktionelle Kontrolle
  • Die Hirn-Nerven-Koordination für die Miktion erfolgt nicht nur durch unbewusste Reflexe, sondern auch durch die bewusste Steuerung der Blase. Sobald eine Toilette aufgesucht wird und der passende Zeitpunkt zum Entleeren kommt, wird das Signal an den Detrusormuskel weitergegeben, um die Miktion zu starten, während der äußere Schließmuskel aktiviert wird, um den Urinfluss zu stoppen, bis die Blase vollständig entleert ist.

Was passiert bei Inkontinenz?

Harninkontinenz ist tatsächlich ein weit verbreitetes urologisches Problem, das insbesondere Frauen betrifft, aber auch Männer können betroffen sein. Es handelt sich dabei um die Unfähigkeit, den Harndrang willentlich zu kontrollieren, was zu ungewolltem Harnverlust führt. Wie Sie bereits richtig beschreiben, gibt es zwei Hauptformen der Inkontinenz: die Dranginkontinenz und die Belastungsinkontinenz. Beide haben unterschiedliche Ursachen und Mechanismen, die zu den Symptomen führen.

  1. Dranginkontinenz

Bei der Dranginkontinenz kommt es zu einem plötzlich auftretenden, sehr starken Harndrang, den die betroffene Person nicht mehr kontrollieren kann. Dies kann zu einem plötzlichen Urinverlust führen, auch wenn die Blase noch nicht vollständig gefüllt ist.

Ursachen:

  • Überaktive Blase: Bei Dranginkontinenz ist die Blase oft überaktiv und kontrahiert sich unwillkürlich, was zu einem plötzlichen Harndrang führt. Diese unwillkürlichen Kontraktionen können auch dann auftreten, wenn die Blase nicht vollständig gefüllt ist.
  • Reizungen oder Entzündungen: Harnwegsinfektionen, Blasenentzündungen oder Blasenkrebs können die Blase reizen und unkontrollierte Kontraktionen auslösen.
  • Neurologische Erkrankungen: Erkrankungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfälle können die Nervenbahnen beeinträchtigen, die für die Blasensteuerung zuständig sind, und so die unwillkürliche Blasenentleerung fördern.

Symptome:

  • Häufiger, plötzlich auftretender Harndrang, der oft schwer zu kontrollieren ist.
  • Dringlichkeit, die Toilette sofort aufsuchen zu müssen.
  • Möglicher Urinverlust, bevor eine Toilette erreicht werden kann.
  1. Belastungsinkontinenz

Bei der Belastungsinkontinenz tritt unwillkürlicher Urinverlust bei körperlicher Belastung auf, wie z.B. beim Lachen, Husten, Niesen oder beim Treppensteigen. Diese Form der Inkontinenz wird durch den Druck, der auf die Blase ausgeübt wird, ausgelöst, wenn sich der intra-abdominale Druck erhöht.

Ursachen:

  • Schwäche der Beckenbodenmuskulatur: Eine der Hauptursachen für Belastungsinkontinenz ist eine geschwächte Beckenbodenmuskulatur. Diese Muskeln stützen die Blase und verhindern, dass der Urin unfreiwillig austritt. Eine Schwächung dieser Muskulatur, die durch Geburten, hormonelle Veränderungen (besonders nach den Wechseljahren), Übergewicht oder altersbedingte Veränderungen auftreten kann, führt dazu, dass der Druck beim Husten, Niesen oder Lachen den Urin in die Harnröhre treibt.
  • Schwäche der Schließmuskeln: Auch eine verminderte Kraft des äußeren Harnröhrenschließmuskels kann die Kontrolle über den Urin erschweren und so zur Belastungsinkontinenz führen.
  • Verletzungen: Verletzungen des Beckenbodens, etwa bei Geburten, können ebenfalls die Kontrolle über den Urin beeinträchtigen.
  • Hormonschwankungen: Besonders bei Frauen in der Wechseljahreszeit oder nach einer Geburt kann es aufgrund eines sinkenden Östrogenspiegels zu einer Erschlaffung des Gewebes und damit zu einer Beeinträchtigung der Blasenstützmuskulatur kommen.

Symptome:

  • Ungewollter Urinverlust bei körperlicher Belastung wie Husten, Niesen, Lachen oder Sport.
  • Der Urinverlust tritt in der Regel nur bei Druckeinwirkung auf die Blase auf, wie sie bei körperlichen Aktivitäten auftritt.

Unterschiede zwischen Drang- und Belastungsinkontinenz

  • Dranginkontinenz ist gekennzeichnet durch einen unkontrollierbaren, plötzlichen Harndrang, der ohne vorherige körperliche Anstrengung auftritt. Sie wird durch eine Überaktivität der Blase ausgelöst.
  • Belastungsinkontinenz hingegen tritt aufgrund einer Schwäche der Beckenbodenmuskulatur oder der Blasenstütze auf, die den Urin bei körperlichem Druck (Husten, Lachen, Heben) nicht mehr effektiv zurückhalten kann.

Mischformen der Inkontinenz

In einigen Fällen kann es auch zu einer Kombination beider Formen kommen, die dann als Mischinkontinenz bezeichnet wird. In solchen Fällen treten sowohl Symptome der Dranginkontinenz als auch der Belastungsinkontinenz auf, was eine komplexe Behandlung erfordert.

Diagnose und Behandlung

Die Diagnose einer Inkontinenz erfolgt in der Regel durch den Arzt, der eine gründliche Anamnese erhebt und verschiedene Untersuchungen durchführen kann, wie z.B. Urinuntersuchungen, Ultraschall, Blasentests oder urodynamische Untersuchungen (um den Druck in der Blase zu messen).

Behandlungsmöglichkeiten:

  • Verhaltenstherapie und Blasentraining: Für beide Formen der Inkontinenz kann Blasentraining helfen, bei dem die Person lernt, den Harndrang zu kontrollieren, die Blase regelmäßig zu entleeren und über längere Zeiträume Urin zurückzuhalten.
  • Beckenbodentraining: Spezielle Übungen zur Stärkung der Beckenbodenmuskulatur, wie z.B. Kegel-Übungen, können bei der Belastungsinkontinenz helfen.
  • Medikamentöse Therapie: Bei der Dranginkontinenz kommen Medikamente zum Einsatz, die die Blasenaktivität kontrollieren, etwa Anticholinergika oder Betmiga. Bei Belastungsinkontinenz gibt es auch Medikamente, die die Harnröhrenmuskulatur unterstützen können.
  • Operative Eingriffe: In schwereren Fällen kann eine Operation notwendig sein, um entweder die Beckenbodenmuskulatur zu stärken oder die Blasenkapazität zu erhöhen. Zu den Operationen gehören u.a. das Einsetzen von Schlingen (TVT, TOT) bei Belastungsinkontinenz oder Blasenschnittoperationen bei schwerer Dranginkontinenz.

Prävention und Lebensstil

  • Beckenbodentraining sollte bereits präventiv durchgeführt werden, um die Muskulatur zu stärken und einer Inkontinenz vorzubeugen, insbesondere während und nach der Schwangerschaft.
  • Gewichtskontrolle: Übergewicht erhöht den Druck auf den Beckenboden und kann die Inkontinenz begünstigen. Eine gesunde Ernährung und regelmäßige Bewegung können helfen, das Gewicht zu regulieren und die Beckenbodenmuskulatur zu stärken.
  • Vermeidung von Reizstoffen: Bestimmte Lebensmittel und Getränke (wie Koffein, Alkohol oder scharfe Speisen) können den Harndrang verstärken, weshalb es hilfreich sein kann, diese zu vermeiden.

Blasenentzündung

Eine Blasenentzündung, auch Harnwegsinfekt genannt wird in den meisten Fällen durch Bakterien (z.B. Escherichia-coli-Bakterien) hervorgerufen. Diese wandern zumeist aus dem eigenen Darm über die Harnröhre in die Blase und verursachen dort eine Entzündung.

Folgende Symptome können auftreten:

  • Häufiger Harndrang mit meist nur kleinen Harnmengen
  • Brennen beim Urinieren
  • Schmerzen im Unterbauch
  • Dunkel gefärbter Urin
  • Fieber
  • Flankenschmerzen

Irgendwann in ihrem Leben erleiden über die Hälfte der Frauen eine Blasenentzündung, die meisten sogar häufiger. „Schuld“ bezeichnet die Anatomie der Frau. Die kurze weibliche Harnröhre und die Nähe zwischen Darm, Scheide und Harnröhre ermöglichen es Bakterien, in die Blase einzudringen. Da die Schleimhaut im Scheidenbereich dadurch anfälliger für Krankheitserreger wird, begünstigen hormonelle Veränderungen, wie z. B. in der Schwangerschaft, bei hormoneller Verhütung oder in bzw. nach den Wechseljahren, die Entstehung von Harnwegsinfekten.

Aber Männer sind auch nicht ganz vor Blasenentzündungen geschützt. Infolge einer gutartigen Prostatavergrößerung steigt die Häufigkeit für Harnwegsinfekte bei ihnen mit zunehmendem Alter, etwa ab 50 Jahren, an.

Harnwegsinfekte (HWI) sind eine häufige Erkrankung, die durch eine Vielzahl von Faktoren begünstigt werden kann. Die Hauptursache für solche Infektionen sind Bakterien, meist Escherichia coli, die sich im Harntrakt ansiedeln. Wie du bereits erwähnt hast, gibt es viele Einflussfaktoren, die das Risiko für eine Blasenentzündung erhöhen können. Diese Faktoren beinhalten unter anderem:

  1. Schwächung des Immunsystems: Stress, Kälte und andere Faktoren, die das Immunsystem beeinträchtigen, machen den Körper anfälliger für Infektionen. Insbesondere kalte Füße oder das Tragen nasser Badebekleidung können zu einem Anstieg der HWI-Inzidenz führen.
  2. Hormonelle Veränderungen: Insbesondere bei Frauen können hormonelle Schwankungen, etwa während der Schwangerschaft, Menopause oder bei der Einnahme von Verhütungsmitteln, das bakterielle Gleichgewicht der Scheidenflora stören und das Risiko erhöhen.
  3. Falsche Intimpflege: Häufiges Waschen mit aggressiven Mitteln, Intimsprays oder Parfüms stören das natürliche bakterielle Gleichgewicht der Scheidenflora. Das kann die Abwehrmechanismen der Vagina beeinträchtigen und das Wachstum von Krankheitserregern begünstigen.
  4. Unzureichende Flüssigkeitszufuhr: Eine zu geringe Flüssigkeitsaufnahme kann dazu führen, dass die Blase nicht ausreichend entleert wird. Dadurch haben Bakterien länger Zeit, sich in der Blase zu vermehren und die Infektion zu verschärfen.
  5. Unvollständige Blasenentleerung: Restharn, der nach dem Urinieren in der Blase verbleibt, bietet Bakterien einen idealen Nährboden, um sich zu vermehren.
  6. Falsche Reinigung nach dem Stuhlgang: Das Abwischen von hinten nach vorn kann dazu führen, dass Darmbakterien (wie Escherichia coli) in den Harntrakt gelangen, was eine Infektion zur Folge haben kann.

Gefährliche Folgen von unbehandelten Harnwegsinfekten:

Ein unbehandelter Harnwegsinfekt kann sich von der Blase über die Harnleiter in die Nieren ausbreiten. Dies führt zu einer Nierenbeckenentzündung, die mit hohem Fieber, Schmerzen und in schweren Fällen auch zu Nierenschäden führen kann. Besonders bei Schwangerschaften ist eine schnelle Behandlung erforderlich, da eine unbehandelte Harnwegsinfektion sowohl für die Mutter als auch für das ungeborene Kind riskant sein kann.

Prävention und Behandlung:

Die Vorbeugung von Harnwegsinfekten kann durch einfache Maßnahmen unterstützt werden:

  • Ausreichend trinken (mindestens 1,5 bis 2 Liter Wasser täglich), um den Urinfluss zu fördern.
  • Blase regelmäßig entleeren und beim Urinieren nicht zu lange warten.
  • Richtige Hygiene: Beim Abwischen nach dem Stuhlgang von vorne nach hinten wischen, um das Eindringen von Bakterien in die Harnröhre zu verhindern.
  • Vermeidung aggressiver Reinigungsmittel im Intimbereich, um das natürliche Gleichgewicht der Scheidenflora zu bewahren.
  • Tragen von atmungsaktiver Kleidung und das Vermeiden von nasser Badebekleidung für längere Zeit.

Sollte ein Harnwegsinfekt auftreten, ist es wichtig, diesen schnell zu behandeln. In der Regel wird eine Blasenentzündung mit Antibiotika behandelt, aber auch pflanzliche Mittel können unterstützend wirken. Wenn Symptome wie hohes Fieber, starke Schmerzen oder Blut im Urin auftreten, sollte sofort ein Arzt aufgesucht werden, um eine Ausbreitung der Infektion zu verhindern.

Wichtige Selbsthilfemaßnahmen:

  • Möglichst viel trinken, um die Keime auszuschwemmen Mineralwasser, Leitungswasser, Kräutertees oder spezielle Blasentees, die zusätzlich über harntreibende und entzündungshemmende Inhaltsstoffe verfügen, z.B. Birkenblätter, Brennnessel
  • Verschiedene Pflanzeninhaltsstoffe z.B. Cranberry und Preiselbeere können das Anhaften der Bakterien an der Blasenschleimhaut erschweren; Bärentraubenblätter beispielsweise weisen einen entzündungshemmenden Effekt auf
  • Die vermehrte Zufuhr von Vitamin C und Vitamin D unterstützt die Immunabwehr.
  • Körperlich schonen
  • Aggressive Reinigungsprodukte und desinfizierende Mittel für den Scheidenbereich vermeiden
  • Richtige Hygiene nach dem Stuhlgang (von vorne nach hinten abwischen)
  • Harndrang nicht zurückhalten
  • Nasse Badebekleidung sofort wechseln
  • Vor und nach dem Sex die Blase entleeren

Wenn jemand mehrmals im Jahr unter einer Blasenentzündung leidet, öfter als 3x /Jahr oder 2x / Halbjahr, spricht man von chronisch wiederkehrenden Harnwegsinfekten. Begünstigt wird dies durch länger anhaltende Schwächung der Immunabwehr, z.B. durch Dauerstress, eventuell durch besonders häufigen Geschlechtsverkehr sowie die Verwendung Spermien abtötender Vaginalcremen oder aggressiver Reinigungsmittel. Eine trockene Scheide stellt ebenfalls einen Risikofaktor dar.

Honeymoon-Zystitis

Entsteht durch besonders häufigen Sexualverkehr, z.B. während der Flitterwochen = Honeymoon, wird die Schleimhaut der Scheide stark gereizt und damit anfälliger für eindringende Keime – alles Faktoren, die die Entstehung einer Blasenentzündung begünstigen.

Blasenentleerungsstörungen

Bei Blasenentleerungsstörungen sind zwei Formen möglich:

  1. Probleme bei der Harnspeicherung: Mögliche Anzeichen sind verstärkter Harndrang, Urinverlust und gehäuftes Wasserlassen auch nachts
  2. Gestörte Harnentleerung: Diese äußert sich als schwacher Harnstrahl, verzögerter Beginn des Wasserlassens und Restharngefühl.

Zu den externen oder lokalen mechanischen Ursachen gehören unter anderem:

  • Blasensteine
  • Karzinome bzw. Tumoren der Harnröhre, Blase oder Prostata
  • Prostatavergrößerung
  • Harnröhrenklappen
  • Harnwegsinfekte
  • Fisteln im Bereich der Harnwege
  • Folgen einer Operation an Blase oder Prostata

Es existiert auch eine neurogene Blasenentleerungsstörung, die ebenfalls erwähnt wird. Die Erkrankung des Nervensystems führt zu dieser. Die Nervensignale gehen falsch ab und gelangen nicht zur Muskulatur, die die kontrollierte Blasenentleerung bewirkt. Blasenentleerungsstörungen treten auf.

Es ist wichtig, die Grunderkrankung zu behandeln oder eventuell vorhandene mechanische Ursachen zu beseitigen. Außerdem sind Medikamente verfügbar. Falls all diese Maßnahmen nicht erfolgreich sind, kann es notwendig sein, einen Katheter zur Ableitung des Urins zu verwenden.

Blasenschwäche – Harninkontinenz

Blasenschwäche oder Harninkontinenz ist ein weit verbreitetes Problem, das viele Menschen betrifft, jedoch häufig aus Scham oder Unwissenheit nicht offen angesprochen wird. Es handelt sich dabei um den unkontrollierten, unwillkürlichen Verlust von Urin, der durch verschiedene Ursachen und Formen bedingt sein kann. Die Hauptarten der Harninkontinenz sind:

  1. Belastungsinkontinenz (Stressinkontinenz)

Diese Form tritt auf, wenn bei körperlicher Anstrengung, Husten, Niesen oder Lachen unwillkürlich Urin abgegeben wird. Die Ursache liegt meist in einer Schwächung der Beckenbodenmuskulatur oder des Bindegewebes, das die Blase stützt. Dies führt dazu, dass der Schließmechanismus der Harnröhre nicht mehr richtig funktioniert und es unter Druck zu einem Urinverlust kommt. Häufig tritt diese Form nach Geburten, Operationen oder als Teil des Alterungsprozesses auf. Auch hormonelle Veränderungen, insbesondere ein Rückgang des Östrogenspiegels nach der Menopause, können den Beckenboden schwächen und die Belastungsinkontinenz begünstigen.

  1. Überaktive Blase (Dranginkontinenz)

Bei der Dranginkontinenz verspürt der Betroffene plötzlich einen sehr starken und kaum kontrollierbaren Harndrang, der oft mit ungewolltem Urinabgang einhergeht. Diese Form der Inkontinenz tritt auf, wenn die Blase ohne Vorwarnung zu schnell oder zu stark kontrahiert. Meist sind nervliche oder muskelbedingte Störungen die Ursache, die dazu führen, dass die Blase bereits bei geringem Füllstand einen Entleerungsimpuls sendet. Dies ist häufig bei älteren Menschen der Fall, aber auch bei Menschen, die unter Blasenentzündungen oder anderen Reizungen leiden.

  1. Mischinkontinenz

Die Mischinkontinenz ist eine Kombination aus Belastungsinkontinenz und Dranginkontinenz. Betroffene leiden sowohl unter unkontrolliertem Urinverlust bei körperlicher Belastung als auch unter einem plötzlichen, sehr starken Harndrang, der zu ungewolltem Urinverlust führt. Mischinkontinenz tritt besonders häufig bei älteren Frauen auf, da beide Ursachen im Laufe des Lebens zusammenwirken können.

  1. Seltene Formen der Blasenschwäche

Es gibt auch seltenere Formen der Inkontinenz, die mit bestimmten Erkrankungen des Nervensystems oder anatomischen Gegebenheiten in Zusammenhang stehen. Beispiele dafür sind:

  • Neurologische Störungen wie Multiple Sklerose, Parkinson oder Schlaganfälle, die die Steuerung der Blasenmuskulatur beeinträchtigen.
  • Anatomische Fehlbildungen oder Verletzungen der Blase oder Harnröhre, die eine normale Funktion verhindern.

Häufige Ursachen der Blasenschwäche:

  • Schwächung der Beckenbodenmuskulatur: Diese Muskeln spielen eine Schlüsselrolle bei der Kontrolle des Urinabgangs. Schwangerschaft und Geburt, hormonelle Veränderungen (insbesondere nach der Menopause), sowie Fettgewebeaufbau durch Übergewicht können den Beckenboden schwächen.
  • Alterungsprozesse: Im Alter nehmen die Muskel- und Gewebedichte ab, was die Fähigkeit zur Kontrolle des Urins verringert. Bei Männern sind insbesondere Blasenentzündungen und eine Prostatavergrößerung häufige Ursachen.
  • Genetik: Bei einigen Menschen kann die Neigung zu Blasenschwäche vererbt werden, wenn die Bindegewebsstruktur oder der Beckenboden weniger stabil ist.

Altersverteilung und Geschlechterunterschiede:

  • Frauen unter 50 Jahren: Die häufigste Form ist hier die Belastungsinkontinenz. Häufige Ursachen sind Schwangerschaften und Geburten, die zu einer Dehnung und Schwächung der Beckenbodenmuskulatur führen.
  • Ältere Frauen: Mit zunehmendem Alter und nach der Menopause nimmt das Risiko für Mischinkontinenz oder überaktive Blase zu.
  • Männer über 65 Jahren: Männer leiden häufiger unter Dranginkontinenz, was oft in Verbindung mit einer vergrößerten Prostata oder anderen altersbedingten Veränderungen der Blase steht.

Behandlungsmöglichkeiten:

Die Behandlung von Blasenschwäche richtet sich nach der Art der Inkontinenz und den zugrundeliegenden Ursachen. Häufige Therapien umfassen:

  • Beckenbodentraining: Eine der effektivsten Methoden, um die Beckenbodenmuskulatur zu stärken und die Kontrolle über die Blase zurückzugewinnen.
  • Medikamentöse Behandlung: Bei einer überaktiven Blase werden häufig Medikamente verschrieben, die die Blasenmuskulatur beruhigen und den Harndrang verringern.
  • Operationen: In schwereren Fällen, wie bei schwerer Belastungsinkontinenz oder anatomischen Problemen, kann eine Operation notwendig sein, etwa eine Beckenbodensenkung oder eine Schließmuskelfunktion.
  • Inkontinenzhilfsmittel: Für Menschen, die mit Inkontinenz leben müssen, gibt es eine Vielzahl von Hilfsmitteln, wie etwa spezielle Windeln, Einlagen und Harnableitungen, die eine Verbesserung der Lebensqualität ermöglichen.

Blasenschwäche ist kein unabwendbares Schicksal, und durch rechtzeitige Diagnose und passende Behandlung können viele Menschen eine deutliche Verbesserung ihrer Symptome erfahren. Besonders wichtig ist es, das Thema offen anzusprechen, um Hilfe zu suchen und mögliche Lösungen zu finden.

Behandlungen:

Die Behandlung der Belastungsinkontinenz und der überaktiven Blase (Dranginkontinenz) zielt darauf ab, die Symptome zu lindern, die Lebensqualität der Betroffenen zu verbessern und die zugrunde liegenden Ursachen zu behandeln. Beide Erkrankungen sind weit verbreitet, insbesondere bei älteren Menschen, und können mit einer Kombination aus konservativen Maßnahmen, medikamentöser Therapie und in einigen Fällen auch chirurgischen Eingriffen effektiv behandelt werden.

Behandlung der Belastungsinkontinenz

Die Belastungsinkontinenz tritt häufig durch eine Schwächung des Beckenbodens auf, der die Blase stützt und den Urinabgang kontrolliert. Um die Kontrolle über die Blase zurückzugewinnen, gibt es verschiedene konservative Behandlungsmethoden:

  1. Beckenbodentraining

Ziel: Die Stärkung der Beckenbodenmuskulatur ist eine der effektivsten Methoden zur Behandlung der Belastungsinkontinenz. Eine starke Beckenbodenmuskulatur unterstützt die Kontrolle des Urinabgangs.

Anleitung: Es ist ratsam, die Übungen unter physiotherapeutischer Anleitung zu erlernen, um die Technik korrekt auszuführen. Der Physiotherapeut kann dabei auch spezifische Übungen zur Stärkung des Beckenbodens empfehlen, die individuell auf die Bedürfnisse des Patienten abgestimmt sind.

Einfaches Training: Auch ohne professionelle Anleitung können einfache Übungen durchgeführt werden, wie etwa das Anspannen und Entspannen der Beckenbodenmuskulatur (z.B. beim Anhalten des Urins oder beim Sitzen und Anspannen der Muskeln in der Nähe des Schambeins).

  1. Elektrostimulation (Beckenbodenredukation)

Bei dieser Methode werden elektrische Impulse eingesetzt, um die Beckenbodenmuskulatur zu stimulieren und deren Kraft zu erhöhen. Diese Behandlung ist besonders bei Patienten mit sehr schwacher Beckenbodenmuskulatur hilfreich und kann in der Praxis oder zu Hause durchgeführt werden.

  1. Blasentraining

Ziel: Beim Blasentraining wird die Blase „neu trainiert“, indem die Intervalle zwischen den Toilettengängen schrittweise verlängert werden. So wird die Blase dazu angeregt, länger zu halten, was bei einer Belastungsinkontinenz von Vorteil sein kann.

  1. Gewichtsreduktion

Übergewicht belastet den Beckenboden und kann die Symptome einer Inkontinenz verschärfen. Eine Gewichtsreduktion kann daher zu einer spürbaren Verbesserung der Symptome führen.

  1. Medikamentöse Therapie

In einigen Fällen kann der Wirkstoff Duloxetin hilfreich sein. Duloxetin ist ein Serotonin-Noradrenalin-Wiederaufnahmehemmer (SSNRI), der die Beckenbodenmuskulatur stärkt, indem er den tonischen Zustand des Schließmuskels unterstützt. Diese Medikation wird jedoch in der Regel nur bei anhaltenden Symptomen und wenn andere Maßnahmen nicht ausreichend wirken verschrieben.

  1. Östrogenbehandlung

Wenn die Belastungsinkontinenz in Zusammenhang mit einem Östrogenmangel (häufig nach der Menopause) steht, kann eine lokale Behandlung mit Pefrakehl D3 Salbe oder Pefrakehl D3 Zäpfchen Linderung verschaffen. Diese Präparate enthalten Östrogen, das lokal im Bereich des Harn- und Genitaltrakts wirkt, um die Muskulatur und das Gewebe zu stärken.

Vorteil: Diese Mittel haben keine nennenswerten Nebenwirkungen und können eine Verbesserung der Blasenfunktionen bewirken.

  1. Chirurgische Optionen

Wenn konservative Maßnahmen nicht ausreichen, kann in schwereren Fällen eine chirurgische Behandlung erforderlich sein. Häufig wird dabei ein Beckenbodensupport oder ein Harnröhrensphinkter eingesetzt, um die Harnröhre zu stützen und den Urinabgang zu kontrollieren.

Behandlung der überaktiven Blase (Dranginkontinenz)

Die überaktive Blase ist ebenfalls eine häufige Ursache für Blasenschwäche und umfasst Symptome wie starken Harndrang, häufiges Wasserlassen kleiner Mengen sowie nächtliches Wasserlassen (Nykturie). Bei der Dranginkontinenz wird die Blase übermäßig aktiviert, was zu unfreiwilligem Urinverlust führen kann.

  1. Verhaltensmodifikationen

Blasentraining: Wie auch bei der Belastungsinkontinenz kann Blasentraining helfen, die Blase zu trainieren, längere Zeiträume zwischen den Toilettengängen einzuhalten.

Ernährungsumstellung: Die Vermeidung von koffeinhaltigen Getränken, Alkohol und scharfen Gewürzen kann oft helfen, die Blase zu beruhigen, da diese Reizstoffe den Harndrang verstärken können.

  1. Medikamentöse Behandlung

Anticholinergika: Diese Medikamente (z.B. Oxybutynin oder Tolterodin) helfen, die Blasenmuskulatur zu entspannen und den Drang zu kontrollieren.

Betamimetika: Diese Medikamente (z.B. Mirabegron) fördern die Entspannung der Blasenmuskulatur und erhöhen die Blasenkapazität, was hilft, den Harndrang zu kontrollieren.

Duloxetin: In einigen Fällen wird auch Duloxetin zur Behandlung der Dranginkontinenz verwendet, da es die Kontrolle der Beckenbodenmuskulatur unterstützt.

  1. Elektrostimulation

Ähnlich wie bei der Behandlung der Belastungsinkontinenz kann auch bei der überaktiven Blase Elektrostimulation eingesetzt werden, um die Blasenmuskulatur zu regulieren.

  1. Chirurgische Maßnahmen

In sehr seltenen und schweren Fällen, wenn andere Therapieansätze keine Verbesserung bringen, kann eine chirurgische Behandlung in Erwägung gezogen werden. Dazu gehören z.B. neuromodulatorische Verfahren wie die sakrale Nervenstimulation, die die Blasenaktivität steuern kann.

Die Behandlung von Blasenschwäche und Inkontinenz erfolgt meist konservativ und umfasst eine Kombination aus Beckenbodentraining, Blasentraining, Gewichtsreduktion, Medikamenten und in manchen Fällen chirurgischen Eingriffen. Wichtig ist, dass die Therapie individuell angepasst wird, um bestmögliche Ergebnisse zu erzielen. Wer mit Blasenschwäche zu kämpfen hat, sollte sich nicht scheuen, professionelle Hilfe zu suchen, da es eine Vielzahl von wirksamen Behandlungsmöglichkeiten gibt.

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