Wodurch entsteht Schwindel

Ursachen, Symptome und Therapieansätze

Schwindel gehört zu den häufigsten Beschwerden, die Menschen im Laufe ihres Lebens erleben. Fast jeder kennt das Gefühl, wenn „sich alles dreht“ oder man das Gleichgewicht verliert. Die Ursachen sind jedoch vielfältig und reichen von harmlosen Kreislaufschwankungen bis hin zu Erkrankungen des Nervensystems oder der Psyche.

Schwindel aus dem Innenohr (ca. 30%)

In etwa einem Drittel der Fälle liegt die Ursache im Innenohr. Mediziner sprechen hier von einem peripher-vestibulären Schwindel.

Typische Symptome:

  • Drehschwindel, Lift- oder Schwankschwindel
  • Häufig Hörprobleme wie Schwerhörigkeit oder Ohrgeräusche (Tinnitus)
  • Begleiterscheinungen: Übelkeit, Erbrechen, kalter Schweiß

👉 Häufig handelt es sich um Störungen des Gleichgewichtsorgans, z. B. durch eine Entzündung, eine Durchblutungsstörung oder den gutartigen Lagerungsschwindel.

Zentral bedingter Schwindel (ca. 60%)

Die Mehrzahl der Betroffenen leidet unter einem zentralen Schwindel, bei dem das Gehirn die Ursache ist.

Charakteristisch sind eher ungenaue Beschwerden:

  • Benommenheit, Unsicherheit beim Gehen, „Taumeligkeit“
  • Gefühl der Verwirrtheit oder Schwarzwerden vor den Augen
  • Begleiterscheinungen treten selten auf

👉 Zentraler Schwindel kann z. B. durch Durchblutungsstörungen im Gehirn, neurologische Erkrankungen oder Nebenwirkungen von Medikamenten ausgelöst werden.

Psychogener Schwindel (ca. 10%)

Rund jeder zehnte Fall ist seelisch bedingt. Hierbei spielen psychische Faktoren wie Stress, Anspannung oder Ängste eine zentrale Rolle.

Auffällig ist:

  • Die Beschwerden sind sehr unspezifisch und schwer greifbar
  • Schilderungen variieren stark in Art, Schwere und Dauer
  • Häufig treten die Symptome in Zusammenhang mit Angst oder Stress auf

👉 Psychogener Schwindel ist keine „eingebildete“ Erkrankung, sondern eine reale körperliche Reaktion auf seelische Belastungen.

Schulmedizinische Diagnose und Therapie

Um die Ursache des Schwindels einzugrenzen, empfiehlt sich eine systematische Abklärung:

  • Blutdruckkontrolle: Schwankungen – sowohl hoher als auch niedriger Blutdruck – können Schwindel auslösen. Am besten wird während eines Anfalls selbst gemessen.
  • Ärztliche Untersuchung: Bei starkem oder anhaltendem Schwindel sind eine neurologische sowie eine HNO-ärztliche Abklärung notwendig.

Medikamente gegen Schwindel – Hilfe oder Scheinlösung?

Zur Behandlung verschreiben Ärzte häufig Medikamente (z. B. sogenannte Antivertiginosa). Diese können das Schwindelgefühl kurzfristig lindern, führen jedoch selten zu einer dauerhaften Verbesserung.
Ein Teil der Wirkung beruht auf der beruhigenden und angstlösenden Komponente dieser Präparate – was die Symptome zwar erträglicher macht, die eigentliche Ursache jedoch nicht behebt.

Naturheilkundliche Therapie bei Schwindel – sanfte Wege zurück ins Gleichgewicht

Schwindel ist für Betroffene oft eine große Belastung. Neben der schulmedizinischen Behandlung gibt es zahlreiche naturheilkundliche Ansätze, die das Gleichgewichtssystem sanft unterstützen können. Besonders wichtig: Viele schulmedizinische Schwindelmittel wirken beruhigend und können dadurch die Kompensationsmechanismen des Körpers hemmen. Deshalb sollten sie nur dann dauerhaft eingesetzt werden, wenn sie eine deutliche und nachhaltige Verbesserung bringen.

Im Folgenden stellen wir bewährte naturheilkundliche Therapien vor.

Homöopathie – individuell abgestimmte Mittel

Die Homöopathie bietet bei passender Symptomatik oft sehr gute Ergebnisse. Hier einige bewährte Mittel:

  • Aurum metallicum (D4, D6, D12): Bei Schwindel mit Kopfschmerzen, Blutandrang zum Kopf, rotem Gesicht und Schwermütigkeit. Verschlechterung bei Bücken oder geistiger Anstrengung, nachts stärker – Abkühlung und Bewegung bessern.
  • Argentum nitricum (D12): Hilfreich bei Höhenschwindel.
  • Arnica (D4, D6, später D12): Besonders nach einer Gehirnerschütterung.
  • Barium jodatum (D3–D6): Bei arteriosklerotisch bedingtem Schwindel, vor allem bei älteren Menschen. Wirkt langfristig auf das Befinden.
  • Cocculus (D4–D12): Bei Reisekrankheit oder Schwindel durch Arteriosklerose. Typisch: starke Übelkeit, Erbrechen, Gefühl von Leere im Kopf, Nervosität und Schwäche. Jede Bewegung verschlechtert.
  • Conium (D6, D12): Drehschwindel bei Kopfbewegungen oder Lagewechseln im Bett. Oft mit Übelkeit und Gedächtnisschwäche.
  • Petroleum (D6): Bei Schwindel, der durch Bewegung ausgelöst wird (z. B. Autofahrt, Schiff). Begleitet von Schwäche und Übelkeit.
  • Tabacum (D12): Anfallsartiger Schwindel mit Übelkeit, Kältegefühl, Herzklopfen. Tabakkonsum oder Bewegung verschlechtern, frische Luft bessert.
  • Veratrum album (D4): Bei Schwindel durch niedrigen Blutdruck. Einnahme: fünf Tropfen unter die Zunge, bei Bedarf wiederholen.

Akupunktur und Akupressur bei Schwindel

Auch die Traditionelle Chinesische Medizin (TCM) kann wirksam sein. Besonders Punkte wie G20, G38, KS6, LG20, Le4, N18 haben sich bei Schwindel bewährt. Diese können durch Akupunktur oder Akupressur stimuliert werden.

Weitere naturheilkundliche Maßnahmen

Verzicht und Entlastung

  • Rauchen und Alkohol sollten für einige Wochen konsequent vermieden werden.
  • Auch Schlaf- und Beruhigungsmittel können Schwindel begünstigen – ein Auslassversuch ist sinnvoll.

Ausleitende Verfahren

  • Aderlass: Kleine Mengen (100–150 ml) können den Hämatokritwert senken und die Durchblutung verbessern.
  • Blutegeltherapie: Am Nacken oder Warzenfortsatz eingesetzt, wirkt sie entlastend.
  • Schröpfen (blutig oder trocken) sowie Baunscheidtierung oder Cantharidenpflaster am Nacken fördern die Durchblutung des Innenohrs reflektorisch.

Physikalische Therapien

  • Hydrotherapie: Heiße oder kalte Kompressen im Nacken können akute Schwindelattacken lindern.
  • Massagen: Besonders vibrierende Massagen im Bereich des Warzenfortsatzes, des Nackens oder des Hinterkopfes wirken entspannend und durchblutungsfördernd.

Pflanzenheilkunde

  • Ingwer (z. B. in ZINTONA®-Kapseln): Sehr wirksam bei Reisekrankheit und Reiseschwindel.
  • Forsythien-Tropfen: Unterstützen ebenfalls das Gleichgewichtssystem.

Muskelentspannungstraining

Bei psychosomatisch bedingtem Schwindel oder muskulären Verspannungen der Halswirbelsäule können Entspannungstechniken (z. B. progressive Muskelentspannung, Yoga oder Atemübungen) helfen.

Anthroposophische Therapie

Auch die Anthroposophische Medizin bietet begleitende Präparate:

Bachblüten

Bei psychisch bedingtem Schwindel können Bachblüten eingesetzt werden.

  • Besonders bewährt: Rock Rose N26 (Sonnenröschen) – hilfreich bei Angstzuständen, Panik oder Kontrollverlust, die sich auch als Schwindel äußern können.

Ganzheitliche Ansätze lohnen sich

Naturheilkundliche Verfahren bieten vielfältige Möglichkeiten, Schwindel sanft und ohne starke Nebenwirkungen zu behandeln. Ob Homöopathie, Akupunktur, Pflanzenheilkunde oder Entspannungstechniken – die Therapie sollte individuell auf die Ursache und Symptomatik abgestimmt sein.

👉 Wichtig: Bei starkem, neu auftretendem oder anhaltendem Schwindel ist eine ärztliche Abklärung unbedingt notwendig, um ernsthafte Ursachen auszuschließen.

🧩💡 Schwindel und Drehschwindel: Psychosomatische Bedeutung

Körperebene:
Das Innenohr und das Gleichgewichtsorgan sind die stillen Regisseure unseres körperlichen Gleichgewichts. Wenn sie aus dem Takt geraten, spüren wir das sofort – als Drehschwindel, Taumeln oder Schwanken.

Symptomebene – was der Körper uns sagen möchte:
Schwindel ist nicht immer nur ein körperliches Signal – er ist oft ein Spiegel unserer inneren Unruhe. Psychosomatisch betrachtet kann er darauf hinweisen, dass wir den „richtigen Dreh“ im Leben noch nicht gefunden haben. Statt aktiv an unseren Situationen zu drehen, lassen wir zu, dass sie sich unkontrolliert um uns herum bewegen. Wir verlieren das Gefühl von Stabilität und Kontrolle, und unser inneres Gleichgewicht gerät ins Wanken.

Menschen mit häufigem Schwindel erleben oft:

  • Gefühle des Kontrollverlusts, bis hin zu einer Erschütterung „in den Grundfesten“.
  • Das Unvermögen, anzuerkennen, dass viele Lebensfragen um sie selbst kreisen.
  • Einen Verlust des persönlichen Rhythmus und der Balance im Alltag.

Weg zur Einlösung – vom „Drehen ins Tanzen“:
Schwindel kann uns dazu einladen, wieder bewusst in unser Leben einzutreten. Es geht darum, die eigene Haltung zu verändern:

  • Hingabe und Vertrauen entwickeln: Das Leben nicht nur beobachten, sondern sich mit ihm bewegen.
  • Aktiv gestalten: Selbst an den Dingen drehen, statt passiv auf die Umstände zu reagieren.
  • Stabilität finden: Lernen, mit beiden Beinen fest im Leben zu stehen – physisch wie seelisch.
  • Naturverbindung stärken: Sich tief verwurzeln, um Halt und Orientierung zu spüren.
  • Innere Flexibilität kultivieren: Sich selbst drehen und wenden können, ohne Opfer der Umstände zu sein.
  • Den Rhythmus finden: Den persönlichen „Dreh“ entdecken – eine Balance aus Bewegung und Ruhe, Aktion und Loslassen.

Schwindel wird so zu einer Einladung: vom taumelnden Kontrollverlust zum selbstbestimmten Tanz des Lebens. Wer lernt, im Rhythmus zu bleiben, die Balance bewusst zu steuern und sich selbst zu zentrieren, verwandelt das Schwindelgefühl in einen Ausdruck innerer Flexibilität und Lebendigkeit.

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